Abenteuer meiner Seele

Magische Begebenheiten bei einem ungewöhnlichen Filmprojekt im Grunde die Vorwegnahme von “BIG BROTHER” – aber viel radikaler!

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»Abenteuer meiner Seele« im Spiegel des Tarot

Nachdem ich den Film »Catch Your Dreams...« in die Kinos gebracht hatte, bestand der Wunsch nach einer Fortsetzung mit neuer Dimension; der zweite Teil einer Trilogie sollte es werden: »From Sex to Superconsciousness«, »Vom Sex zum Überbewußtsein«.

»Catch Your Dreams...« hatte etwas Geld eingespielt, doch woher die Schauspieler nehmen? Wo drehen? Es sollte ja wieder ein ungewöhnliches und innovatives Werk werden, ich konnte also nicht auf die erfahrenen, aber erstarrten und dem Klischeedenken verhafteten Kräfte des Filmbusiness zurückgreifen.

Damals befragte ich vor wichtigen Entscheidungen stets das Tarot, nicht weil ich glaubte, dass es mir wirklich antwortet, sondern weil es stets einen inneren Prozess der Klärung erzwang, so wie es ein gutes Gespräch mit einem unvoreingenommenen Menschen ebenfalls tut.

Tarot deckt für mich alle Aspekte des Lebens ab, es ist ein vollständiger Spiegel der Existenz, im Kleinen wie im Großen. Keine Karte »weiß« etwas oder kann etwas voraussagen, aber wie ein kleiner Schlüssel kann sie ein bestimmtes Fach des unendlichen kosmischen Wissens öffnen und besonders auch die verborgenen, »esoterischen« Seiten einer Sache zugänglich machen. Ich zog also für mein Filmprojekt die Tarotkarte »Königin der Schwerter«, zu der Crowley im dazugehörigen Buch (welches für mich das Beste auf diesem Gebiet ist, weil es so viel Material zum freien Assoziieren bietet), unter anderem schreibt:

»Voraussicht und Klugheit, Vorsicht in der Vorbereitung von Unternehmungen sind ein Schutz.« Ich musste also gut planen. »Darüber hinaus können Vorteile errungen werden, indem man Vertrauen in die Hilfe von scheinbar ungeeigneten Gefährten setzt.« Das war mein wunder Punkt, ich neige zum Misstrauen und glaube niemals, dass ein anderer eine Sache besser machen kann, als ich selbst – jedoch, ab sofort vertraute ich jedem, der sich für den Film anbot:

Zappelchen stand eines Abends in meinem Büro und rechnete mir vor, dass man mit den 60.OOO.- DM, die ich damals zur Verfügung hatte, sofort anfangen könne. Zwei Tage später hatte er ein leerstehendes Einfamilienhaus aufgetrieben und vier Wochen später drehten wir bereits. Ich hatte nichts zu tun, außer mich wie ein Gruppenleiter und Regisseur zu fühlen. Keine organisatorischen Verpflichtungen – ein Genuss. Zappelchen hatte alles im Griff.

Auch Adrian war solch ein scheinbar ungeeigneter Geselle, verspielt widmete er sich hauptsächlich den Mädchen, der Musik und der Ästhetik im Hause.

MargoDie TANTRA-Königin Margo Naslednikow (bekannt durch ihr Buch »TANTRA – Weg der Ekstase«) kam mit einer schrecklichen 600-Dollar-Frisur direkt aus Hollywood, dafür hatte sie aber auch bei bei dem Prominenten-Friseur neben Elizabeth Taylor unter der Haube gesessen.

Den Supertherapeuten Dr. Rudi Wormser (bekannt durch sein Buch »Sensitivspiele«) traf ich zufällig im damals noch existierenden Rajneeshstadt, man mag es nicht recht glauben, wenn er vor der Kamera treuherzig AB8sagt: »Ich stand da, nichtsahnend, und plötzlich standst Du neben mir und hast gesagt >Komm mit< und da habe ich gesagt >Ja<, und jetzt bin ich hier«, aber genau so ist es gewesen.

Petra stand ebenfalls plötzlich vor meiner Tür und ließ sich nicht davon abbringen, dass sie bei dem Film auf jeden Fall mitspielen wolle. Sie hatte »Catch Your Dreams...« im Kino gesehen und beschlossen, dass es für ihre Seele gut sei, bei einem ähnlichen Projekt mitzuwirken. Ich habe Petra auf eine harte Probe gestellt, die sie glänzend bestand, und so war sie dabei und es hat ihr wirklich gut getan. Es ist schade, dass nicht alle Therapiegruppen auf diese Weise veranstaltet werden können, denn während das Ego denkt, wir drehen einen Film, kann die Seele in aller Ruhe gesunden. Für normale Therapiegruppen muss man zahlen, für »Abenteuer meiner Seele« wurde etwas gezahlt, wenn auch nicht viel. In einer normalen Therapie sind die Leute oft verkrampft, weil sie unter dem Druck stehen, in kurzer Zeit für das viele Geld auch etwas erreichen zu wollen, im Film war man in dieser Hinsicht entspannt, weil es nichts zu erreichen gab. Der Film war für die Mitwirkenden einfach ein Stück intensives, komprimiertes Leben, und das Leben ist der beste Therapeut.
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In der Berliner Far-out-Disko hörte ich »zufällig« zwei Freundinnen miteinander reden, Antje erzählte von einer Tarot-Sitzung, die sie soeben gehabt hatte und bei welcher man ihr gesagt hatte, dass ein »dunkelhaariger Mann sie ansprechen und ihr Leben verändern würde«. Nun, ich bin dunkelhaarig, aber ich hätte Antje nicht spontan zu Probeaufnahmen eingeladen, wenn sie nicht die Tarotkarte »Königin der Schwerter« erwähnt hätte, die auch sie in jener Sitzung gezogen hatte!AB6

Antjes Leben hat sich übrigens wirklich verändert: Sie fühlt sich seit den Dreharbeiten viel glücklicher und ihre vielen Probleme mit Männern sind verschwunden. Auch mit ihrem wundervollen großen Busen hat sie sich nun versöhnt.

Karin war als Putzfrau und zum Kochen engagiert – als ich mich in sie verliebte, entdeckte ich ihre verborgene Schönheit und plötzlich fand sie sich vor, statt hinter der Kamera wieder – eine Rolle, die ihr sichtbar unangenehm ist, die sie aber tapfer durchhält. Vielleicht war sie überhaupt die Tapferste von allen, denn sie sprang über ihren eigenen Schatten und widerstand letzten Endes dem psychischen Druck, den ich auf sie ausübte.

Crowley schreibt, dass man »der Versuchung erliegen könne, vorschnelle Unternehmungen durchzuführen. Aber selbst unter diesen Umständen ist kein Makel angezeigt.«

Und weiter heißt es im »Buch Thoth« über die »Königin der Schwerter«, sie habe »die Elastizität des wässrigen Bereichs der Luft und dessen Kraft, etwas zu übertragen«. Dies deutet erstens ganz klar auf das Medium Film und zweitens auf dessen spezifische Fähigkeiten.

Film kann Spannung, Information, Ästhetik, Erotik übertragen, »Abenteuer meiner Seele« überträgt mit ganz besonderer Kraft die Energie menschlicher Gefühle. Aber Crowleys Deutung passt auch auf Antje, die ja besonders unter dem Einfluss der »Königin der Schwerter« stand. Wie alle anderen »Darsteller« war sie noch nie gefilmt worden, aber dennoch besitzt sie eine unglaubliche Präsenz und Wandlungsfähigkeit. Und Antje war niemals vorher mit der »spirituellen Szene« in Berührung gekommen, hatte nie eine »Gruppe« mitgemacht, sie ließ sich nur auf alles spontan ein – im Gegensatz zu ihrem Bekannten Jürgen, der aber wiederum in seiner Zurückhaltung eine erstaunliche Festigkeit besitzt, die mir persönlich recht sympathisch ist.

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In »Abenteuer meiner Seele« ist nichts unecht, nichts gespielt. Vielleicht intensivierte die Anwesenheit der Kamera das eine oder andere Gefühl oder Verhalten, aber sie verfälschte es nicht. Im normalen Kinofilm sind die Bilder bewegt, weil es viele und schnelle Schnitte gibt, in »Abenteuer meiner Seele« findet die Bewegung in der Seele der »Darsteller« statt. Wenn Sie bei den Dreharbeiten zu einem Film zuschauen, bemerken Sie nichts von der späteren Spannung oder Emotion. Diese wird erst im Schneideraum erzeugt. Die Dreharbeiten zu »Abenteuer...« waren spannend wie der Film; kaum einem Zuschauer wird bewusst, dass die Kamera so starr auf dem Stativ stand, wie es in den Anfangstagen des Kinos üblich war. Manche Szenen erzwingen unser Mitgefühl und wir sind irritiert, wie sehr die Menschen auf der Leinwand unsere Sympathie oder Antipathie hervorrufen.

Doch manches war auch inszeniert und arrangiert: die Umgebung, die seltsamen tantrischen Rituale mit goldenen Schalen, riesengroßen Bergkristallen, die Massageszene, das Rebirthing. Einige solcher Bilder sind bestrickend schön, andere wieder dokumentarisch beliebig. Es gibt Tanz-Szenen, die an Bhagwan-Gruppen erinnern, oft sind alle »Darsteller« nackt, dann wieder in Schlips und Kragen.

Ich zitiere wieder Crowley: »Die Königin der Schwerter thront auf einem Wolkenberg. Der obere Teil ihres Körpers ist nackt, doch sie trägt einen funkelnden Gürtel und einen Sarong. Als Helmschmuck trägt sie das Haupt eines Kindes, von dem durchdringende Lichtstrahlen ausgehen, die ihr Reich aus himmlischem Tau erleuchten«.

Wer den Film sieht, dürfte überrascht sein, wie gut diese Aussagen zu den Bildern passen. Und es war völlig unvorhergesehen, dass Jürgen mangels eines Babysitters seinen süßen vierjährigen Sohn mitbringen musste. Der kleine Junge hat allein durch seine Anwesenheit im Haus die Atmosphäre positiv beeinflusst. In einer Szene umarmt Jürgen sein Kind so rührend liebevoll, dass man sofort mit seiner sonstigen scheinbaren Lieb- und Gefühllosigkeit versöhnt ist.

Crowley schreibt weiter: »In ihrer rechten Hand trägt sie ein Schwert, in ihrer Linken hält sie das frisch abgetrennte Haupt eines bärtigen Mannes.«

Der bärtige Mann, das bin ich – und ich musste meinen Kopf für diesen Film verlieren – anders wäre dieses verrückte Projekt nicht möglich gewesen. Kein vernünftiger Filmemacher könnte sich normalerweise auf so etwas einlassen. Wenn es um eine Viertelmillion geht, muss jede Szene sorgfältig geplant sein, man kann nicht einfach die Kamera anstellen und drehen, was eben gerade so passiert und dabei auch noch Spaß haben.

Tatsache ist, dass ich meinen »Schauspielern« oft absolute Freiheit ließ, allerdings wurde manchmal der Beginn einer Sequenz »in Szene gesetzt«, und das dann allerdings diktatorisch und pingelig, wie mir die »Darsteller« gelegentlich (auch vor laufender Kamera) vorwarfen.

Ich zitiere weiter Crowley: »Die durch diese Karte symbolisierte Person, (in diesem Fall also der Film), sollte mit höchstem Wahrnehmungsvermögen ausgestattet sein, ein scharfer Beobachter, ein feinsinniger Interpret, ein betonter Individualist und im Aufzeichnen und Bewahren von Ideen schnell und genau; sicher und zuversichtlich in seinen Handlungen und im Geiste gütig und gerecht. Die Bewegungen werden anmutig sein und die Fähigkeit zum Tanz und Ausgleich außerordentlich.«

Auch wenn man den Film nicht gesehen hat, ahnt man wohl, wie genau die Karte ihn beschreibt. Aber die Karte meint sicher auch mich, den Kameramann und die Crew inclusive aller Mitwirkenden.

Crowley warnt dann noch vor einer schlecht aspektierten Karte und sagt u. a.: sie könne »aufgrund ihrer oberflächlichen Schönheit und Attraktivität sehr gefährlich« wirken.

Da ich ja hauptsächlich die Gruppe zeigen wollte, habe ich beim Schnitt versucht, die »Tantra-Königin« Margo, die in vielen Szenen die Gruppenleiterin und »Priesterin« spielte, etwas herauszunehmen, aber diese Frau scheint immer präsent zu sein, obwohl sie einige Szenen sprichwörtlich verschlief und sich gar nicht im Raum befand, während wir drehten.

Und dann kam die Tarotsitzung. Plötzlich war die sonst sehr gute Atmosphäre zum Schneiden dick, wie jeder Zuschauer spürt. Ein Funke hätte genügt, die Bombe zum Platzen zu bringen. Antje zieht eine Karte und liest den magischen Spruch »As above, so below – wie oben so unten«, im selben Moment rutscht Ariel mit dem Fuß zwischen die hohen Polster des zimmergroßen Sofas, auf welchem die ganze Szene »spielt« und spürt einen Gegenstand unter seinem nackten Fuß. Er greift hinunter und holt langsam ein Feuerzeug hervor, das er vor Karins Gesicht anzündet; wie oben so unten. Doch er sagt dazu »Ich bringe das Licht, vom tiefsten Punkt«, und Antje wiederholt: »As above, so below«. Übrigens: Ein normaler professioneller Schauspieler hätte die Szene unterbrochen, weil etwas völlig Unvorhergesehenes passierte. Doch »meinen Leuten« war zu diesem Zeitpunkt die Kamera nur ganz entfernt bewusst bzw. es war ihnen egal, dass wir einen Film drehen.

Die Verfassung der Gruppe und insbesondere Jürgens Verfassung wird dann sehr schön durch die von ihm nach viel Hickhack endlich gezogene Karte ausgedrückt; obwohl er gerade noch meinte, alle außer ihm selbst seien äußerst aggressiv, interpretiert er: »Atomexplosion, >blowing your mind< aber mein Gehirn wird nicht zersprengt, die Bombe bleibt vorher stehen. Das ist ein unheimlicher Vulkan und das alles kommt aus einer kleinen Kerzenöffnung; für mich ist das ein Atompilz, an dessen Spitze das menschliche Gehirn steht.«

Seine zweite Karte zeigt neun bluttriefende Schwerter (Grausamkeit) und langsam dämmert ihm wohl, dass diese Karten wirklich etwas mit ihm selbst zu tun haben; wenig später gibt er zu, dass er auf einem Vulkan sitzt, auf dem Vulkan seiner unterdrückten Gefühle.

Ich habe anschließend einige Bilder ohne Ton von ihm in den Film hineingeschnitten, irgendwie erinnert er mich da an Ronald Reagan, ich weiß auch nicht wieso.

Die ganze Tarot-Sequenz zeigt, wie wunderbar sich die Karten dazu eignen, Menschen ihren inneren Zustand bewusst zu machen und Gruppenprozesse in Gang zu setzen.

Monatelang habe ich geschnitten, verändert, zugegebenermaßen auch manipuliert, gestrafft, mit der wunderschönen Musik (des mitwirkenden Ariel) unterlegt. Was dabei herauskam, ist einerseits ein Konglomerat verschiedenster Stile und filmischer Mittel, andererseits ein Werk wie aus einem zugegebenermaßen recht ungewöhnlichen und eigenwilligen Guss. Es kann sein, dass »Abenteuer meiner Seele« der erste und einzige wirkliche esoterische Kinofilm ist, dass er deshalb aber auch ein Massenpublikum enttäuschte – denn er erreichte niemals die Besucherzahlen von »Catch Your Dreams...«.

Natürlich ist die Irritation des Publikums schon deshalb verständlich, weil es in diesem Film nichts gibt, woran man sich festhalten könnte. Man findet keine Schubladen, in welche man die Dinge einordnen kann. Plötzlich wird man vom Bildschirm herunter direkt angesprochen, dann muss man Schreiszenen erdulden, die manchen in helle Aufregung versetzen, und die von anderen als nervig, quälend, exhibitionistisch, peinlich empfunden werden. Dann wieder entfalten sich wunderschöne meditative Körperlandschaften, geschwungene Linien, wie Dünen der Sahara.

Mancher Zuschauer identifiziert sich total mit einer Figur, ein anderer bricht in Tränen aus, wenn er die Starrheit der Männer nachvollzieht. Ich habe niemals zweimal die gleiche Reaktion auf gewisse Szenen erlebt, niemals zweimal die gleiche Meinung gehört. Nach meiner Erfahrung löst der Film bei jedem etwas aus – die Palette reicht von höchster Begeisterung bis zu tiefstem Ärger. Gleichgültigkeit habe ich selten gefunden.

Die bekannte amerikanische Frauen-Sex-Therapeutin Lonnie Barbach meinte nach dem Anschauen des Films, sie hätte noch nie eine gefühlvollere und ästhetischere Darstellung weiblicher Gefühle bei der Sexualität gesehen, der Hamburger Kritiker Hans Eppendorfer hingegen erregt sich über »Seelenblähungen« und »Aktivierung von Schweiß und Tränendrüsen«.

Der Berliner »TIP« schreibt: »Catch Your Dreams...«-Regisseur Boerner hat es immerhin geschafft, einen direkten, aber keinen voyeuristischen Film zu machen, auch bei den heftigsten Szenen – es wird geheult, geschrien und geliebt – wird es nie peinlich, zuzusehen«.

Und »zitty« setzt dagegen: »Doch Ehrlichkeit als Selbstdarstellung bleibt öder Betrug, zumal, wenn so penetrant zufällig hier und dort die Kleider verloren gehen«.

Und »MARABO« schreibt: »Der Film hat viel mit neuen esoterischen Strömungen zu tun und zeigt letztendlich nichts anderes als eine Gruppensitzung, die ein Sensibilisierungstraining nach Rudi Wormser, der auch im Film teilnimmt, durchführt. Es ist zwar schön anzusehen, wie Menschen zart und zärtlich miteinander umgehen können, wie Streitigkeiten sofort und direkt ausgetragen werden und ihre schonungslose Offenheit den Zuschauer auch positiv betroffen macht ... Was hier an Meditation, Ekstase und Tantra herüberkommt, ist ausreichend, um Boerners Behauptung zu rechtfertigen, sein Film »Catch Your Dreams ...« sei kein Porno gewesen: Im Tantra gilt der Geschlechtsakt nicht als Beziehung zwischen Subjekt und Objekt, sondern als Kommunikation zwischen zwei offenen Wesen.«

Und schließlich schreibt das »Hamburger Abendblatt«: »... es gibt zwei beklemmende Szenen: Einmal setzt ein Teil der Anwesenden die zurückhaltende Karin unter Druck, die keine Lust hat, sich am allgemeinen Seelenexhibitionismus zu beteiligen, sondern, die eine gewisse Rest-Distanz wahren will. Etwas später treibt der weibliche Emotions-Guru Margo die sensible Petra mit Psycho-Mätzchen in eine wimmernden und kreischenden Gefühlsausbruch. Das sollte denjenigen zu denken geben, die sich von gruppendynamischen Veranstaltungen Hilfe von inneren Nöten erhoffen: Die Suche nach dem Ich wird mitunter zum Horrortrip. Boerner gebührt Dank, dass er die Mechanismen bei gemeinsamer Selbstzerfleischung plastisch herausarbeitet...«

Übrigens ist die erste der erwähnten Szenen für mich selbst, obwohl ich den Film bestimmt Tausende von Malen gesehen habe, noch immer ein kleiner Schock, denn ich bin derjenige, der während dieser Szene vergaß, sich wie geplant rauszuhalten und der die süße Karin so unsensibel aus dem »off« zur Rede stellt, wenn auch nicht anschreit – das war Adrian, der so gerne mitgespielt hätte.

Der lange vorwurfsvolle Blick, den meine damalige Geliebte mir zuwirft, lässt keinen Zuschauer kalt, die meisten entwickeln am ehesten für Karin eine Sympathie.

An dieser Stelle möchte ich auch einmal betonen, dass ich den Mut der »Darsteller« noch immer bewundere – vielleicht stimmt es, wenn Dr. Rudi Wormser mir im Film an den Kopf schmeißt: »Du bist ja zu feige, in den Kreis hier zu kommen«.

Aus sicherer Distanz hinter der Kamera habe ich die Gefühle und exhibitionistischen Neigungen meiner »Darsteller« ausgebeutet. Ich gebe es zu und bereue nichts, zumal die Mitwirkung freiwillig war und alle, die dabei waren, nach eigener Aussage durch diese Erfahrung einen wichtigen Schritt in ihrem Leben getan haben. Hierfür stellvertretend noch ein Beispiel: Nach Beendigung der Dreharbeiten sprach ich mit Ariel und meinte, dass doch alle eine Art Schlüsselerlebnis hatten, eine Katharsis oder eine wichtige innere Veränderung, nur eben Ariel nicht, er scheint von Anfang bis Ende gleichbleibend intensiv, echt, menschlich, präsent, sympathisch. Ich meinte also, er sei im Grunde der einzige, der nichts Neues erfahren oder gelernt habe. Und Ariel schaute mich ganz ernst an und sagte: »Glaube mir, Moritz, ich wusste vorher nicht, dass es so sein würde. Ich hatte ehrlich gesagt große Angst vor der Kamera, und ich bin Dir sehr dankbar, dass Du mir die Möglichkeit gegeben hast, zu erfahren, dass ich in jeder Situation – auch wenn ich vor der Kamera eine Frau liebe – absolut ich selbst sein kann.«

Ariel hat Petra in diesem Film wirklich geliebt – für mich eine der schönsten und intensivsten Szenen des Films und – vielleicht der schönste Kuss der Filmgeschichte. Noch immer begeistere ich mich für das sichtbare Band der Liebe zwischen den beiden, das war magisch.

Und noch etwas Magisches: der Stern in Petra Auge, ganz am Schluss des Films.

Aber es gab noch mehr Magie. Der damalige Leiter von Rajneeshstadt und heutige Kristallguru Siddhartha hatte mir drei tonnenschwere halbmetergroße Bergkristalle zur Verfügung gestellt – wer ihn kennt, weiß, was es bedeutet, dass er das von sich aus angeboten hatte und kein Geld dafür verlangte, nicht mal für den sehr kostspieligen Transport, für den er erst drei Spezialkisten anfertigen lassen musste.

Diese Kristalle haben die Atmosphäre im Gruppenraum und im ganzen Haus verzaubert, in ihrer Nähe spürte man eine starke Energie und ich habe mehrfach beobachtet, dass die Mitglieder der Crew oder die »Darsteller« sich nicht von ihnen trennen mochten oder nachts vor ihnen meditierten. Petra legte ihren Schmuck »zum Aufladen« über Nacht zwischen die Spitzen der Kristalle – im Film sind sie oft zu sehen und leuchten aufs Herrlichste.
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Nach den Dreharbeiten verbrachte ich mit meinem Freund Adrian noch eine Nacht allein im Haus, und wir hörten beide ganz laute tibetanische Glocken. Dieser Höreindruck war so echt und stark, dass wir beide das Haus von oben bis unten durchsuchten, weil wir sicher waren, dass irgend jemand einen Kassettenrekorder versteckt haben musste. Schließlich kamen wir darauf, dass in der Ferne vorbeifahrende Autos dieses täuschend echte Geräusch erzeugten, vielleicht im Zusammenhang mit Nebel und den Schallreflexionen eines entfernten Waldes.

Obwohl wir die Erklärung fanden und die Scheinwerfer der Autos in der Ferne deutlich sahen, verlor der Klang nichts von seiner Faszination und seiner Echtheit – es blieben eindeutig tibetanische Glocken! So etwas habe ich nie wieder erlebt. Das Geräusch fahrender Autos ist überall als solches zu erkennen und kann normalerweise nicht derartig abgewandelt werden.

Ich habe hier nur einige der Begebenheiten aus meiner Sicht schildern können – sicher würden die anderen Mitwirkenden noch viel mehr berichten. Doch der sensible Zuschauer spürt das Magische und Zauberhafte, das uns damals alle beherrschte.

Es kann sein, dass »Abenteuer meiner Seele« niemals das ganz große Publikum finden wird, es kann aber auch sein, dass irgendwann die Zeit reif sein wird, nämlich dann, wenn wir unsere rechte Gehirnhälfte wieder mehr entwickeln, unsere Seele öffnen, meditativer werden, und nicht mehr unbedingt nur unsere Erwartungen und eigenen Vorstellungen erfüllt sehen wollen, wenn wir einen Film auf uns wirken lassen.

Sonja Triendl schrieb in der »Connection«: »Künftige Generationen werden diesen Film vielleicht als Zeitdokument schätzen ... eine sehenswerte Dokumentation, auch wenn erst viel spätere Betrachter ihn ganz erkennen werden.«

Für mich gilt: Obwohl nun meilenweit davon entfernt und auf einem ganz anderen »Trip«, bücherschreibend und »workend« jetzt, liebe ich diesen Film, mein Kind. Seine Essenz ist meines Erachtens nicht mit dem Verstand zu erfassen, aber wenn man etwas darüber sagen kann, dann tat dies der »Darsteller« und Musiker Ariel, der am Schluss sagt: »Dies ist ein Film. Aber Du bist Teil des Films. In der Tat ist dies die Realität. Hier sind wir und – senden Blumen...«

Moritz Boerner

PS: Der Film kann für 39 EUR auf VHS Kassette bestellt werden.

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